Die inklusive Schule- eine Schule für alle

Irgendwann ist es soweit: Unser Kind kommt in die Schule.

Aber in welche? Wo ist es willkommen? Wo fühlt es sich wohl? Wo wird es am besten gefördert? Wo findet es Klassenkameraden, die auch Freunde werden im Laufe der Schuljahre?

Wir erzählen von unseren Erfahrungen

Eltern und Großeltern erzählen von ihren Erfahrungen rund um die Schule …

„Wir bringen eine neue Schülerin“

Ich hatte um 10.00 Uhr morgens einen Termin bei der Schulleiterin der nahegelegenen Grundschule. Ich schob meine kleine Tochter im Rollstuhl über den Pausenhof voller spielender Kinder.

Plötzlich kamen mehrere Kinder auf mich zu, fragten, ob ich meine Tochter für die neue 1. Klasse anmelden möchte.
Sie öffneten uns die Schultür, führten uns zum Lift, fuhren mit in die 1. Etage, zeigten uns das Büro, klopften und sagten zur Sekretärin: „Wir bringen eine neue Schülerin“.

Die massiven Sorgen, die ich mir für mein Kind vor dem Schuleintritt gemacht hatte, waren verflogen.

Schach, der 'stumme' Junge und mein Enkel…

Einmal in der Woche hole ich meinen Enkel vom Hort seiner inklusiven Grundschule in Hamburg ab. Schon in der ersten Klasse berichtete er mir, dass es einen Jungen in seiner Klasse gäbe, der gar nicht spräche. Er vermutete, dass der Junge die deutsche Sprache nicht könne, aber versicherte mir – in der unnachahmlichen Art sechsjähriger Kinder –, er werde sich schon um ihn kümmern.

Da mein Enkel nicht nur eine ältere Schwester, sondern auch einen kleinen Bruder hat, der auch noch nicht sprach, stellte dies offensichtlich kein Problem für ihn dar. Von dem Vater des stummen Kindes hörte ich, dass es zunächst eine Sondereinrichtung besucht hatte.
Längst sind die beiden Erstklässler in der zweiten Klasse, ich sehe sie gemeinsam auf dem Schulhof Tischtennis oder Fußball spielen und, keineswegs überraschend für mich: Der stumme Junge spricht inzwischen.

Einmal, als ich meinen Enkel abholen wollte, saßen sie vor einem Schachbrett, mitten im Spiel.
„O,“ sagte ich verblüfft, „ihr spielt Schach?“
Auf dem Heimweg musste ich meinen Enkel einfach danach fragen: „Kann dein Freund das denn? Weiß er, wie die Figuren gezogen werden müssen? Schach ist ja nun nicht so ganz ohne ...“ Mein Enkel lächelte überlegen und antwortete: „Natürlich weiß er, wie sich die einzelnen Figuren bewegen, und ansonsten Oma, mach ich es wie bei dir: Ich sag ihm einfach, wie er ziehen muss!“

Inzwischen besuchten sie gemeinsam die dritte Klasse, als die Familie des stillen Jungen nach Niedersachsen umzog.  Zunächst brachte der Vater sein Kind noch mit dem Auto zur Hamburger Schule, aber der lange Weg war ein Problem.
Ich wollte wissen, in welche Schule er fortan gehen würde, worauf der stille Junge leise antwortete: "Das weiß ich nicht, keine will mich haben."